Tool-Tip Nr. 6: Youtube vs. einzelne Songs bei Amazon oder - auch ohne ein Apple-Gerät - bei iTunes kaufen

Es gibt immer wieder mal Teilnehmer, die sich zu Beginn mit der Vorbereitung eines Songs deswegen schwer tun, weil sie sich den Song nicht kaufen möchten. Anstatt dessen üben sie dann meist zu einem Track, den sie auf Youtube finden. Dies ist oftmals nicht so effizient wie die Übe-Möglichkeiten, die sich mit gekauften Songs ergeben. Natürlich ist die Wahl der Playalong-Quelle zunächst einmal die vollkommen freie Entscheidung eines jedes einzelnen. - Allerdings fällt diese Wahl oft auf Basis einer falschen Einschätzung von Song-Verkaufsplattformen aus, und genau dazu soll das hiesige Posting ein wenig Klarheit verschaffen.

Was spricht gegen Youtube?

Was zunächst einmal viele offenbar nicht bedenken: Youtube-Videos werden mitunter in einer (zumindest leicht, teilweise aber auch stark) veränderten Tonlage hochgeladen, damit sie von Copyright-Bots ggf. nicht als Urheberrechtsverletzung erkannt werden. Zudem werden Youtube-Videos manchmal auch mit einem falschen Cover hochgeladen, je nachdem welche Pics der Uploader für sein Video im Internet finden kann und je nachdem, inwieweit der Uploader überhaupt weiß, wie genau das Cover zu der von ihm hochzuladenen Version eigentlich aussieht. Bereits vor diesem Hintergrund ist Youtube nur bedingt geeignet, um sich auf eine bestimmte Version eines Songs vorzubereiten, auf die sich eine Gruppe von Musikern geeinigt hat. - Oft paßt es, manchmal aber eben auch nicht.

Um sicherzustellen, dass sich alle zum Üben auf die gleiche Version eines Songs vorzubereiten, könnte man nun auf die Idee kommen, dass man sich dann eben anstatt auf ein bestimmtes Album, das den betreffenden Song enthält, von vornherein auf ein konkretes Youtube-Video einigt. Früher oder später werden Video-Links aber auch wieder ungültig, denn Youtube oder der Youtube-Uploader kann das Video ja jederzeit wieder von der Plattform entfernen.

Hinzu kommt dann noch das Problem, dass man ein Youtube-Video nicht loopen, verlangsamen uvm. kann, was man aber für ein effizientes Erlernen eines Songs meist dringend benötigt.

Die klassischen Vorbehalte gegenüber Song-Verkaufsplattformen

Musiker, die Songs bislang nach wie vor nicht über Online-Verkaufsplattformen erwerben möchten, haben oft einen oder mehrere der Vorbehalte gegenüber Online-Verkaufsplattformen, die aber größtenteils nicht begründet sind. Im einzelnen:

"Um bei einem dieser Dienste Songs erwerben zu können benötigt man ein Abo"?

Das ist nicht richtig. Sowohl Apple als auch Amazon bieten zwar auch Streaming-Dienste an, aber das ist eben ein ganz anderer Service als der, von dem hier die Rede ist. Bei beiden könnt ihr Download-Songs auch zum dauerhaften Verbleib in Eurem Besitz erwerben. Bei Amazon bedarf es dafür eines normalen Accounts, den viele ja ohnehin haben, um darüber z.B. physische Bücher zu bestellen. Und bei Apple bedarf es der Installation der kostenlos zum Download verfügbaren iTunes-Software auf den PC (auch für Windows-Rechner verfügbar) sowie des Anlegens eines ebenfalls kostenlosen Basic iTunes-Accounts.

"Um bei iTunes dann auch benutzbare Songs kaufen zu können, muß man ein Apple-Gerät (iPod, iPad, iWatch oder iPhone) besitzen"?

Das ist nicht richtig. Bei iTunes gekaufte Songs werden dauerhaft auf Eurem PC gespeichert, und ihr könnt sie anschließend in aller Regel auf dem PC über jede gängige Musikwiedergabe-Software abspielen. Ebenso könnt ihr sie dann auf beliebige andere Datenträger (einen anderen PC, ein beliebiges Smartphone, einen USB-Stick etc.) kopieren. Der Song gehört Euch, und für Eure eigenen Zwecke könnt ihr damit nun grundsätzlich tun, was ihr möchtet.

"Ich habe schon einen Streaming-Dienst abonniert, wozu soll ich darüber hinaus noch Songs kaufen"? 

Um optimal üben zu können, solltest Du den Song über eine Software wie bspw. Anytune oder Audacity abspielen können. Nur in solchen Anwendungen kannst Du zum Beipspiel bestimmte Parts gezielt loopen, bestimmte Instrumente zum Heraushören möglichst gut isolieren, den Song ohne Darth-Vader-Effekt verlangsamen und ihn auch ohne Micky-Maus-Effekt schneller machen oder - falls sich die Band auf eine abweichende Tonlage geeinigt hat - ihn transponieren. Es liegt natürlich auf der Hand, dass man mit solchen Möglichkeit nur einen Bruchteil der Zeit zum Erlernen eines Songs bentötigt als wenn man diese Möglichkeiten allesamt nicht zur Verfügung hat. Zudem belasten kostenlose Streaming-Dienste u.U. das Datenvolumen und ist die Song-Verfügbarkeit bei bezahlten Streaming-Abos von der Dauer der Premium-Mitgliedschaft abhängig.

"Ich möchte einen gekauften Song auch in der Hand halten können"?

Nun ja ... irgendwie zwar verständlich, aber nicht nur eine räumlich platzraubende, sondern vor allem auch eine sehr teure Angelegenheit. Wenn man einen Song auf einer physischen CD haben möchte anstatt ihn als Datei zum Download zu erwerben, dann muß man zumeist gleich ein ganzes Album kaufen, und das kostet natürlich i.a. rund ein Zehnfaches, als wenn man gezielt nur den einen Song kaufen würde. Letztlich kauft man also i.d.R. nur dann ein physisches Album, wenn man eben auch das ganze Album gut genug findet, um so viel Geld auszugeben. Und für alle anderen Fälle weicht man dann vermutlich doch wieder auf Youtube aus ...

"Ich möchte dort meine Zahlungsinformationen nicht hinterlegen"?

Sowohl für Amazon als auch für iTunes sind mehr oder weniger in jedem Supermarkt und an jeder Tankstelle Prepaid-Karten erhältlich, so dass es also nicht nötig ist, bei einem der beiden hier thematisierten Song-Verkaufsplattformen irgendwelche Bankverindungen, Kreditkartennummern o.ä. zu hinterlegen. Es ist zwar bei beiden Plattformen zu Beginn u.U. etwas knifflig herauszufinden, wie man dort jeweils direkt mit Prepaid-Karten starten kann, aber sobald man das geschafft hat, steht dem datensparsamen Song-Shopping dann auch nichts mehr im Wege.

Verbleibende Vorbehalte

Falls ihr Amazon und/oder iTunes deswegen nicht nutzen möchtet, weil ihr gegen die entsprechenden Unternehmen moralische Vorbehalte habt, dann gibt es dafür natürlich nur wenig Gegenargumente. Ausbeutung in Südafrika, Umgehung der Gewerkschaften in Deutschland, Ansiedlung in Steueoasen, Datenkraken-Charakter usw. ... keine feinen Züge, das ist schon mal sicher. Vielleicht könnt ihr dann aber noch eine gänzlich andere Plattform finden, welche die von Euch gewünschten Songs einzeln zum Verkauf anbietet (Google Play z.B. wäre sicherlich auch noch eine Alternative, moralisch dann aber natürlich ebenfalls nicht unbedenklich) - doch iTunes und Amazon führen zur Zeit wohl die mit Abstand umfassendsten Sortimente.

Fazit

Wenn ihr effizient Songs erlernen möchtet (und - davon wird natürlich sowieso ausgegangen - ihr diese Songs nicht rechtswidrig irgendwo rippen möchtet), dann geht an der Möglichkeit des Online-Kaufs einzelner Songs aktuell i.d.R. kein Weg vorbei. Jede andere Möglichkeit ist i.a. mit bestimmten Nachteilen in Hinblick auf Transkriptons-Hilfen, Übe-Optionen, die Sicherheit bzgl. der vereinbarten Song-Version, die Dauer der Song-Verfügbarkeit und/oder die Kosten verbunden. Bei moralischen Bedenken gegenüber den Verkaufsplattformen nimmt man diese Nachteile zwar gerne in Kauf, andernfalls aber wohl eher nicht.

In keinem Fall soll hier natürlich eine Empfehlung für den ausschließlichen Bezug von Musik über Online-Verkaufsplattformen gegeben werden, wohl aber für die fallweise Erwägung dieser Option. Das ist also im Grunde auch nicht anders als bspw. bei Lebensmitteln: Manchmal kauft man sie vielleicht im Lidl, manchmal beim Edeka, manchmal im Restaurant ... je nachdem wie sie jeweils verfügbar sind und wofür man sie braucht.